Günter Grass_Suppenkaspar
Damit das klar ist: „Ich bin kein passionierter Tagebuchschreiber. Es muss schon Ungewöhnliches passieren, das mich in die Pflicht nimmt.“ Ein Glück, dass das
Jahr 1990, dem das Tagebuch gilt, nicht ereignisarm war! Die deutsch-deutsche Entwicklung treibt ihn zur Weißglut: „Ich koche.“ Günter Grass kocht an diesem
28. Januar 1990, an dem das Saarland Landtagswahlen abhält und Oskar Lafontaine zum SPD-Kanzlerkandidaten gekürt wird, etwas Leckeres: „Ich koche
Schweine-Schwarzsauer und habe einige portugiesische Feigen in den Sud gelegt.“ Aber was hilft das beste Rezept, wenn man beim Kochen fernsieht? „Überm
Wahlprogramm ist das Schwarzsauer zu stark eingekocht.“
Die Folgen sind absehbar, „mit Durchfall“ fährt er zwei Tage später zu einer Klausurtagung der SPD. Die Bahnfahrt verläuft nicht störungsfrei, „Ute“ – das ist seine
Frau – „Ute bemerkt die schmutzige Toilette.“ Aber das kann Grass nicht gewesen sein, denn wir haben in unserer kleinen Nacherzählung des in der „Zeit“
vorabgedruckten Günter-Grass-Tagebuchs einen Sprung gemacht und sind schon beim 2. Oktober; der Tadel der sanitären Anlagen bezieht sich auf die
Reichsbahn der DDR.
Quergedachte Banalitäten
Es war absehbar, dass dieses Tagebuch voll ist von Bemerkungen über den angeblich kolonialen Stil der westdeutschen Politiker, die sich im Verein mit der
Treuhand die DDR unter den Nagel rissen; man kennt diese Tiraden, die ja nicht alle falsch sind, aber heute anöden. Es ist Grass unbenommen, über den Zustand
der Reichsbahntoiletten Auskunft zu geben und damit auch etwas über den ganzen Staat zu sagen. Und das Nebeneinander von Belanglosigkeiten und
Angelegenheiten von welthistorischer Bedeutung ist aus anderen Schriftstellerjournalen schon geläufig. Bei Grass kommt allerdings ein Größenwahn hinzu, dessen
Dimensionen bisher nur zu ahnen waren.
Am 2. Januar fasst er seine Frankfurter Poetikvorlesung ins Auge, aus der seine damals ebenfalls in der „Zeit“ abgedruckte Rede über „Schreiben nach Auschwitz“
hervorging. Im Tagebuch schreibt er: „Will versuchen, in der Frankfurter Rede das angebliche Recht auf deutsche Einheit im Sinne wieder-vereinigter Staatlichkeit
an Auschwitz scheitern zu lassen.“ Dieser Versuch misslang. Grass aber gibt auch neunzehn Jahre später noch den Querdenker, der nichts beizutragen hat, was
man nicht schon hundertmal gehört hätte, und der sein Anliegen nun im Interview noch einmal präzisiert: „Ich möchte einigen Sonntagsrednern in die Suppe
spucken.“ Da möchte man nicht den Vorkoster geben, diese Zeitungsschau reicht als Geschmacksprobe.
Quelle: FAZ_http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/guenter-grass-suppenkaspar-1758900.html
+0. die Zeit를 읽고...큰 맘 먹고 새로 나올 책을 한번 읽어볼까 하다가...
눈물나게 지루하다는 FAZ의 기사에...순식간에 포기한다...
+1. 노벨상 수상자의 글에 대한 언론의 평이 상상할 수 없을 정도로 단호하다...
2006년 SS 친위대 경력을 고백하면서 평생 숨겨온 그의 이중성이 드러나서 그렇게 가혹할 수 있지 않나...싶기도 하지만...
어제 황석영씨의 '바리데기'를 읽으면서...우리나라에도 이런 권위에의 냉정한 도전이 좀 필요하다...생각한다...
+2. 정확하게 그 당시의 상황을 알지 못하긴 하지만...그래도 그 정도 일에...귄터 그라스가 설사병이 났다면...
참...100년이 조금 넘는 현대사를 거친 우리나라 국민들은 벌써 다 위암이다...
씁쓸하다...
+3. FAZ 의 신랄한 비판에도 불구하고...작가로서 시대적 의무를 인지하고 수행하고자 하는 의지를 높이 산다..
* 얼마전부터 구독하기 시작한 블로그인데...귄터 그라스를 이해하는데 좀 도움이 될 것 같다.
http://blog.ohmynews.com/booking/223602