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  1. 2013.04.19 2013.04.18_Man hat mich nicht vergessen 2


Seit zwei Jahren gibt Alfred Brendel keine Konzerte mehr. Als Vortragsreisender tritt er trotzdem noch auf. 

Ein Gespräch zum 80. Geburtstag des Pianisten.


ZEIT     : Herr Brendel, vor zwei Jahren haben Sie aufgehört , Konzerte zu geben. Der klassische Musikbetrieb, in dem Sie jahrzehntelang eine so wichtige Rolle 

 spielten, dreht sich seither ohne Sie weiter. Schmerzt das?


Brendel: Nein. Wieso sollte es? Ein Gedanke, als ich aufhörte, war: In ein paar Monaten hat man dich vergessen. Aber das ist nicht eingetreten. Und das finde 

 ich – ich gebe es zu – ganz angenehm. Ich bin noch präsent in den Vorträgen, die ich halte, in Lesungen mit und ohne Musik und in Meisterkursen. Ich   

 habe außerdem in diesem Jahr die englische Übersetzung meiner Gedichte besorgt. Das Buch ist jetzt erschienen. Ich hab schon immer ein literarisches  

 Leben geführt, und das verbinde ich jetzt mit der Musik auf meine Weise.


ZEIT    : Ich kenne Dirigenten, die in dem Bewusstsein lebten, dass mit ihrem Abgang auch gleich die Orchesterkultur insgesamt in die Grube fährt.


Brendel: Das trifft auf mich nicht zu. Ich nehme mich selbst nicht so wichtig. Ich bin auch gar nicht pessimistisch, was die Zukunft angeht. Es werden sich schon 

 ein paar große Komponisten und einige Interpreten finden, die die Musik weiterführen.


ZEIT    : Immerhin haben Sie Ihren Abgang in einem Gedicht thematisiert, in dem ein »119-jähriger Großverweser sämtlicher Sonaten, Balladen und Bagatellen« 

nach der zwölften Zugabe endgültig vom Podium abtritt, woraufhin – wir sind offenbar im Wiener Musikvereinssaal – die goldene Bruckner-Orgel aus der 

Wand kippt und den Konzertflügel unter sich begräbt. Die Statuen der »27 allergrößten Komponisten« stürzen vom Sockel, und »das linke Bein Schuberts« fällt in den Schoß der Garderobiere vom Sacher.


Brendel: Das ist natürlich der reine Hohn. Ich hörte damals bei meinem Abschied immer wieder den Satz, mit mir gehe eine Ära zu Ende. Das Gedicht war die 

 ironische Antwort darauf.


ZEIT    : Immerhin war Ihnen Ihr eigener Abschied ein Gedicht wert.


Brendel: Aber sicher. Es gibt in meinen Gedichten manches, was auf mich hinzuweisen scheint und es überhaupt nicht tut. Man darf meine Gedichte nicht immer 

 nur autobiografisch lesen. Mich interessieren die Gedichte, wenn sie von mir wegführen. Ich gehöre nicht zu den Literaten, die sagen, alles ist sowieso 

 autobiografisch. Dafür habe ich zu lange in England gelebt. Ich bin sehr dafür, dass der Autor hinter der Produktion verschwinden kann. Auch in der ganz 

 großen Literatur. Bei Shakespeare etwa oder bei Tolstoj, wo man den Eindruck hat, dass die Figuren ein solches Eigenleben führen, dass sie dem Autor  

 sagen, was er zu schreiben hat.


ZEIT    : Hat sich durch den Rückzug Ihr Blick auf den Betrieb verändert? Fragen Sie sich heute aus der Distanz manchmal: Was für einen Wahnsinn habe ich da 

eigentlich mitgemacht?


Brendel: Nein. Ich hatte immer das Gefühl, dass man in diesem Beruf als relativ freier Mensch leben kann. Natürlich fragt man sich manchmal: Warum um Gottes 

 willen wird so viel Publicity ausgerechnet für diesen oder jenen Kollegen gemacht? Auf der anderen Seite bin ich nicht der Meinung, dass die klassische 

 Musik in ihrer Sterbestunde ist.


ZEIT    : Was Sie sagen, klingt alles sehr entspannt. Sie kennen aber auch die Wut des Amokläufers. Das geht ebenfalls aus einem Ihrer Gedichte hervor. Da liegt 

ein Gewehr auf dem Konzertflügel...


Brendel: Das ist natürlich auch ironisch. Ich war mal in Tschechien und mit Freunden unterwegs, um eine Kirche anzusehen. Wir gingen in ein kleines Gasthaus. 

 Da stand ein Pianino. Und darauf lagen tatsächlich Gewehre. So entwickelte sich das Gedicht in meinem Kopf. Amoklauf ist übrigens etwas übertrieben.


ZEIT     : Finden Sie? Immerhin fängt der Pianist an, scharf zu schießen. Die ersten Schüsse gehen in die Decke, dann in den Konzertflügel – und schließlich über 

 die Köpfe der Kritiker im Saal! Etwas muss an diesem aggressiven Durchbruch ja dran sein. Geben Sie es zu: Mit den Kritikern haben Sie noch eine 

 Rechnung offen. Wir können doch nach Ihrem Karriereende ganz offen sprechen, Sie müssen keine Racheakte mehr befürchten. Was nervt Sie an den  

 Kritikern?


Brendel: Es gibt verschiedene Meinungen, und diese Meinungen will ich gar nicht angreifen. Es ist die Art, wie etwas formuliert wird, die Tonart, die mich manchmal 

 entsetzt: Wenn man spürt, dass es jemand genießt, mit der Hacke auf Musiker loszugehen. Rezension als Charakterdefekt. Kritiker sollten wissen, dass 

 sie auch eine menschliche Verantwortung tragen, nicht nur eine künstlerische. Wenn etwa ein begabter junger Mann kritisiert wird, der sich gerade erst  

 entwickelt, dann muss man sich klarmachen, was eine bösartige Kritik für ihn bedeutet. Das ist übrigens viel schlimmer geworden, seit es das Internet 

 gibt, wo man dann auf Knopfdruck alles noch einmal nachlesen kann. Übrigens kommen in diesem Gedicht nicht nur Kritiker sondern auch Kollegen vor. 

 Scherzhaft. Auch sie lass ich ja leben.


 Quelle: http://www.zeit.de/2011/01/Brendel




+0.  만족스럽지 않던 공연의 뒤끝...  오랜만에 브렌델 할아버지의 뒤를 밟게 하다...
2011년 인터뷰인데...당시 80세를 맞으셨었으니...올해...82세를 넘기셨겠구나...

+1.  천정에 한발... 피아노에 한발... 평론가에 한발...
그리고 부시럭 거리는 청중들에게 한발이 빠진 것은 아닌지???
에센 필하모니 공연 당시...옆에서 부시럭부시럭 휴지를 꺼내 코를 풀던 한 여자아이와...
'공연장 음향이 너무 좋아서, 여러분이 내는 소리 하나하나가 너무 크게 들려요...조심해주세요...'
했던 브렌델 할아버지의 음성이 동시에 기억났다...

+2.  그 한발 한발이...어쩌면 피아노 한음...한음...이었을지도...
어떤 음악가가 내는 소리 하나하나는 그 자체로 공간과 듣는 이들의 머릿속을 압도해 버린다...
그걸 굳이 분노나 공격성으로 해석하는 기자가 답답했을지도 모르겠다...할아버지 입장에서는...

*     저도 당신을 잊지 않았습니다...


Posted by GIN :