Manfred Schulze-Smolka hat als junger Mann eine Kellner-Ausbildung im Hotel Vier-Jahreszeiten gemacht, hat im Bristol in Paris gearbeitet, in einem Hotel auf der Insel Jersey und als Steward auf einem Kreuzfahrschiff. Und das alles bevor er 22 war - denn ab da hat ein Hamburger Hotel sein Leben bestimmt.
Wohnen wie bei Freunden
Eine schöne Wohnung in einem Hamburger Szeneviertel ist inzwischen im wahren Sinne des Wortes eine Kapitalanlage. Deswegen vermietet Künstlerin Tina neuerdings ihr Gästezimmer. Wenn sich über die Internet-Plattform 9flats ein zahlender Besucher ansagt, wird die Vermieterin zum Zimmermädchen. Sie spürt versteckte Schmuddelecken auf, wienert das Badezimmer, zieht Laken so glatt es als Laie geht und dekoriert am Schluss ein Betthupferl auf das Kopfkissen. Doch wie viel
Privates lässt sie stehen? Was wird aus den Familienfotos? Versteckt sie peinliche Ausrutscher in ihrer CD-Sammlung? Gast Franziska nächtigt dagegen öfter in
fremden Wohnungen. Wenn gerade niemand da ist, guckt sie schon mal auf das Bücherbord und macht sich so ihre Gedanken. Nach Größe sortierte Bildbände,
akkurat beschrifteter Werkzeugschrank, wuchernde Grünpflanzen - schon geht das Kopfkino los. Und wenn sie ihre Gastgeber dann tatsächlich kennen lernt, ist
auch Franziska manchmal peinlich berührt: denn nicht selten konfrontiert so eine Begegnung sie auch mit ihren eigenen Vorurteilen.
Kinderhotel "Bengel und Engel"
Gemeinschaftsschlafsaal, selber Kochen, maximaler Aufenthalt: eine Nacht. Liest sich minimal luxuriös, bietet allerdings andere Vorzüge: dem Gast werden die
Zähne geputzt. Er wird ins Bett gebracht, bekommt eine Gute-Nacht-Geschichte und wird zugedeckt. Im wahren Sinne des Wortes "kleiner" Haken: im Hotel
"Bengel und Engel" dürfen nur Gäste unter 1Meter40 übernachten. Es ist ausschließlich für Kinder. Und deshalb herrscht in diesen heiligen Hotelhallen vor allem
Eines: ordentlich Remmidemmi!
Elbphilharmonie-Hotel
Seit mehr als einem Jahr stocken die Bauarbeiten auf Hamburgs Prestigebaustelle Elbphilharmonie. Während die Beteiligten monatelang um die Neuordnung des
Projektes ringen, geht am alten Kaispeicher gar nichts mehr - so scheint es. Doch im Schatten des Streits hat sich ein Teil des Bauwerks tatsächlich fast plan-
mäßig entwickelt: Im Hotel an der Ostseite der Elbphilharmonie wird jetzt schon der Teppich verlegt und es könnte theoretisch in wenigen Monaten eröffnen - wenn, ja wenn, der Rest des neuen Wahrzeichens nicht einen Strich durch die Rechnung machen würde. Ein Baustellenbesuch.
Rudolf Nährig - Die gastronomische Legende aus dem Hotel Vier Jahreszeiten
Wenn Rudolf Nährig das Hotel Vier Jahreszeiten betritt, kommt er aus dem Grüßen nicht mehr raus: Vom Concierge, über die Gäste aus aller Welt und der Stadt,
bis zum Geschäftsführer des Hauses - Rudolf Nährig kennt sie alle. Und alle kennen ihn. 35 Jahre lang war das Hotel Vier Jahreszeiten am Jungfernstieg sechs
Tage in der Woche seine Anlaufstelle, der sogenannte "Grill", das Restaurant des Hauses, seine Bühne als Oberkellner. Schon als Maître wusste er seine Kund-
schaft mit geistreichem Humor zu unterhalten. Mit seinen "Wiener Liederabenden" handelte er sich in den letzten Jahren dann sogar den Ruf einer gastronomischen Legende ein. Als er sich vor einem Jahr in den Ruhestand verabschiedete, verarbeitete er sämtliche Geschichten über seine Zeit mit der teils prominenten und
immer wohlhabenden Gesellschaft in seinem "Grill" in einem gerade erschienenen Buch. Wir haben mit Rudolf Nährig seinen alten Arbeitsplatz besucht und sind in die geheimnisvolle Welt eines Oberkellners eingetaucht.
Blumenlieferant
Ihre Blumen sind immer frisch vom Großmarkt. Sechs Mal die Woche steht einer der Floristen vom Geschäft Blumengraaf mitten in der Nacht auf, um die
schönsten Gewächse den Händlern und Gärtnereien abzukaufen. Gerade, wenn es um Hoteldekorationen geht, müssen die Blumen mindestens eine Woche lang
frisch aussehen. Mittlerweile hat sich der traditionelle Blumenladen, der bereits seit 1876 im Besitz der Familie Graaf ist, zu einer bekannten Kreativwerkstatt
gewandelt. Einmal die Woche bereitet ein Floristenteam die Blumendekoration für bekannte Hamburger Hotels vor. Jedes Haus hat seinen eigenen Stil. Die Blumenarrangements müssen die Floristen dem jeweiligen Hotel anpassen. Wenn sie die Häuser später dekorieren bleiben sie am liebsten unbemerkt. Wie von Zauberhand stehen in den großen Hamburger Hotels plötzlich wieder neue bunte Gestecke, die genauso frisch aussehen wie die alten.
Es ist ein Haus mit Prinzipien. Und neu ist es auch - das Scandic Hotel zwischen Brahmsplatz und Gänsemarkt. Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein wird zur
Norm bei diesem skandinavischen Hotelkonzept: So füllen die Mitarbeiter die Shampoo-Spender in den Zimmern tatsächlich mit Taschenlampe und Pipette wieder
auf, um unnötige Verpackung zu sparen. In der Küche wird nicht nur regional und saisonal gekocht, sondern statt Gasherden setzt man hier auf Induktion. Das
spart Energie. Hamburger Leitungswasser wird aufbereitet, die Glasflaschen ständig neu aufgefüllt. Wir von Rund um den Michel sind für einen Tag eingezogen und zeigen Ihnen wie es sich dort ?wohnen´ lässt.
Azubine im Atlantic
Das Hotel Atlantic gehört zu den nobelsten und ehrwürdigsten Adressen Hamburgs. Und der Ball über den Wolken ist einer der prunkvollsten und größten Bälle des Jahres. Deshalb sind die Verantwortlichen im Atlantic besonders nervös, zumal das Hotel nicht nur Gastgeber sondern auch Veranstalter ist. 700 Gäste werden
erwartet, 80 Kellner sind im Einsatz. Darunter auch eine Debütantin: Sarah Kreutzer, auszubildende Hotelfachfrau im ersten Lehrjahr. Sie erlebt einen langen Abend mit Pomp, Prunk und kleinen Hindernissen.
Eigentlich ist das Stadthaushotel in Hamburg-Altona das einzige normale Hotel auf der Welt, sagt der Chef. Denn hier arbeiten Menschen mit und ohne
Behinderungen jeden Tag zusammen. Und zwar nicht als pädagogisches Projekt, sondern einfach so, weil sie dazu gehören. Und doch ist auf den zweiten Blick in diesem Hotel einiges anders. Jens Lüttensee braucht etwas länger für das beziehen der Betten, auch wenn er schon seit 20 Jahren hier arbeitet. Und Claudia
Petersen ist manchmal herzlicher und direkter, als es die Gäste in einem Hotel erwarten. Aber genau diese Herzlichkeit ist Teil des Erfolgs. Ursprünglich hatten die Eltern einiger Mitarbeiter das kleine Hotel gegründet, denn sie wollten eine echte Arbeitsstelle für ihre Kinder schaffen. Es war das erste Integrationshotel Europas. Und der Mut hat sich gelohnt: Im Herbst feiert das Stadthaushotel 20-jähriges Jubiläum. Ein weiterer Standort in der Hafencity ist in Planung.
Sie pfeifen es von den Dächern
Es ist das zweitgrößte Hotel Hamburgs. Das glamouröse Grand Elysée mit seinen fünf Sternen. Was Informationen zur Promi-Dichte in der Nobel-Absteige angeht, halten sich die Hotelmanager zurück - Berufsgeheimnis. Und doch dringt einiges nach außen: Manches pfeifen die Spatzen von den Dächern - zum Beispiel dass
der HSV das Elysée zum Spielerhotel auserkoren hat. Anderes zwitschern einem Vögelchen hinter vorgehaltenem Flügel. Klar ist jedenfalls: Zahlreiche Prominente aus Showbiz, Sport und Politik sind hier schon eingekehrt. Manche kürzer, manche sogar über Monate - wie etwa die van der Vaarts während ihrer Suche nach
einem neuen Domizil in der Hansestadt. Wie es sich Promis im Grand Elysée gut gehen lassen zeigen wir - inklusive Blick in die Grande Suite.
Quelle: http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/rund_um_den_michel/media/rundumdenmichel909.html