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  1. 2009.10.03 2009.10.02_Kassik im Club. Nikolai Tokarev


Pianist Tokarev "Wir sollten uns mit Respekt begegnen"


Der russische Pianist (26) mag es, wenn man ihm zuhört, um sich zu vergnügen - nicht um zu urteilen


Stuttgart - In Stuttgart findet ein kleines Festival mit dem Moskauer Konzertpianisten Nikolai Tokarev statt: Klavierabend im Beethovensaal der Liederhalle (24.9), mit dem Stuttgarter Kammerorchester im Jazzclub Bix (2.10) und im Mozartsaal (3.10). Drei Konzerte mit drei Programmen in drei verschiedenen Räumen.

-Herr Tokarev, im Beethovensaal der Stuttgarter Liederhalle ist der Pianist dem Publikum entrückt. Der einsame Künstler auf der Bühne. Gefällt Ihnen das?
Auf der Bühne nimmt die Einsamkeit neben dem Pianisten Platz. Da bist du allein mit dir und der Musik. Du musst ganz in der Musik sein, und das hört das Publikum. Wenn du denkst, mein Gott, so viele Leute, da muss ich perfekt sein, wäre es besser, du würdest Würstchen verkaufen.

-Im Jazzclub Bix gibt es keinen Abstand zum Publikum. Wie erleben Sie diese unmittelbare Nähe?
Ich habe mal in einem Jazzclub gespielt, in Hiroschima, im Club eines Freundes. Auch Herbie Hancock hat da gespielt - an einem anderen Tag. Mein Auftritt kam an. Danach hatte ich alle Getränke frei, wann immer ich vorbeikam. In der Finanzkrise verkaufte der Boss den Laden an einen Musiker, der dort auftrat. Wenn Sie in Hiroschima sind, gehen Sie ins Soho, sehr guter Platz.

-Wird Ihr Spiel, werden Ihre Gefühle, Gedanken von der Nähe des Publikums beeinflusst??
Wenn das Publikum ganz nah ist, spüre ich, dass jeder ein Teil von dem ist, was musikalisch passiert.

-Gehen Sie manchmal fremd? Spielen Sie Jazz zum Beispiel?
Meine Spielweise ist nicht unbedingt an der Tradition orientiert. Echten Jazz spiele ich nicht, noch nicht. Improvisation ist eine Kunst, die größer ist, als es scheint. Es braucht Zeit, in ihr Zentrum einzutauchen, das Gefühl zu haben, zum ersten Mal die Melodie, das Thema anzufassen.

-In den Stücken des Moskauer Komponisten und Pianisten Alexander Rosenblatt gibt es ein swingendes Element. Mit 14 haben Sie die schon gespielt. Was verbindet Sie mit Alexander Rosenblatt??
Er ist ein Freund - und ein Freund meines Vaters. Ein wunderbarer Komponist mit einer eigenen musikalischen Weltsicht. Er ist cool!

-Ihr Klavierabend im Beethovensaal ist Peter Tschaikowsky gewidmet. Von Alexander Rosenblatt spielen Sie die Fantasie über Themen aus "Schwanensee". Rosenblatt schreibt effektvolle Musik für schnelle Finger. Wollen Sie damit Ihre Technik zeigen??
Hier antwortet der Pianist, der dieses Stück in den nächsten Jahren spielen wird - exklusiv. Die Fantasie wurde für mich geschrieben. Es gibt mehrere Bearbeitungen über Themen zu "Nussknacker" und "Dornröschen", aber keine einzige von einiger Bedeutung zu "Schwanensee".

-Interessieren sich junge Leute für einen jungen Superpianisten, wenn er außerhalb der traditionellen Spielorte auftritt?
Ja. Wenn du jung bist, suchst du etwas anderes als die Tradition. Andere tun das auch. In Clubs werden so viele verschiedene Musikstile gespielt, warum nicht auch Klassik? Ich habe mal einen Cellisten in einem Club in den USA gehört, er spielte Bach. Übrigens ist es cool, Schostakowitsch und Bach in einem Programm zu spielen, vor Leuten, die gekommen sind, um sich zu vergnügen, nicht um zu urteilen.

-Wie kann man ein junges Publikum für Klassik interessieren?
Mit interessanten Projekten, Open-Air-Konzerten. Doch sollte man sich immer bewusst sein, dass Klassik etwas für sich ist und niemals ein Pop-Event sein kann. In Jazzclubs zu spielen könnte eine Möglichkeit sein.
 
*Jürgen Holwein, 23.09.2009


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