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  1. 2012.06.26 2012.06.25_Resignationspunkt

Der 'Resignationspunkt': Es gibt immer ein Ereignis in unserem Leben, das dafür verantwortlich ist , dass wir aufgehört haben, weiter voranzuschreiten. Ein Trauma, 

eine besonders bittere Niederlage, eine Enttäuschung in der Liebe, sogar ein Sieg, den wir nicht recht verstehen, führen am Ende dazu, dass wir kleinmütig werden 

und stehenbleiben. Der mexikanische Brujo oder Schamane muss sich während der Zeit, in der er seine okkulten Kräfte entwickelt, sein Leben noch einmal 

ansehen und herausfinden, wo dieser 'Resignationspunkt' liegt.


Der 'Resignationspunkt'! Das passte zu meiner Erfahrung beim Erlernen der Bogenschießens - des einzigen Sports, der mich je angezogen hat. Der Kyudo-Meister 

sagt, kein einziger Schuss könne je wiederholt werden, es bringe daher nichts, aus Richtiggemachtem und aus Fehlern lernen zu wollen. Wichtig sei die hundert-

fache, tausendfache Wiederholung, bis wir uns von dem Gedanken befreien, das Ziel treffen zu wollen, und selber zu Pfeil, Bogen und Ziel werden. In diesem 

Augenblick führt die Energie (mein Kyudo-Meister benutzt nie das Wort 'Gott') unsere Bewegungen, und wir fangen an, den Pfeil nicht dann abzuschießen, wenn 

wir es für richtig halten, sondern wenn 'es' meint, der Augenblick sei gekommen.


Der 'Resignationspunkt'. Ein anderer Teil meiner persönlichen Geschichte wird sichtbar. Wie schön wäre es, wenn Marie jetzt hier wäre! Ich muss von mir reden, 

von meiner Kindheit, erzählen, dass ich mich, als ich klein war, immer prügelte und als Ältester der Klasse die anderen immer besiegte. Eines Tages hat mir mein 

Cousin eine Tracht Prügel verabreicht, und von dem Tag an glaubte ich nie wieder, einen Kampf gewinnen zu können, und bin jeder Art von körperlicher Ausein-

andersetzung aus dem Weg gegangen, obwohl ich deswegen vor meinen Freundinnen häufig als Feigling dastand.


Der 'Resignationspunkt'. Zwei Jahre lang habe ich versucht, Gitarre spielen zu lernen. Anfangs machte ich gute Fortschritte, bis ich an den Punkt gelangte, an dem 

ich nicht weiterkam - weil ich herausfand, dass die anderen es schneller lernten als ich. Ich spürte, dass ich mittelmäßig war, und um mich nicht zu blamieren, gab 

ich vor, Gitarrespielen interessiere mich nicht mehr. Das gleiche mir mit Billard, Fußball, Radrennfahren: Anfangs machte ich gute Fortschritte, aber immer kam der 

Punkt, an dem es nicht mehr weiterging.


Warum?


Weil man uns immer wieder erzählt hatte, dass wir an einem bestimmten Punkt unseres Lebens 'an unsere Grenzen stoßen'. Wieder einmal erinnerte ich mich 

daran, wie oft ich meine Bestimmung, Schriftsteller zu werden, in Frage gestellt hatte und wie Esther niemals zuließ, dass der 'Resignationspunkt' meinen 

Träumen ein Ende setzte. Dieser Absatz, den ich gerade gelesen hatte, passte zu der Vorstellung, dass es gut ist, die eigene Geschichte zu vergessen und nur 

den durch Unglücksfälle und Schwierigkeiten entwickelten Instinkt zu bewahren, der uns intuitiv das Richtige tun lässt: Die Brujos in Mexiko machen es so und die 

Nomaden in den Steppen Zentralasiens auch.


Der 'Resignationspunkt': "Es gibt immer ein Ereignis in unserem Leben, das dafür verantwortlich ist, dass wir aufhören voranzuschreiten."


* Paulo Coelho 'Der Zahir'


+ Wo liegt meiner Resignationspunkt?


Posted by GIN :