Tiraden eines Starpianisten
Eine kuriose Geschichte um einen Starpianisten, 9/11 und ein Klavier, das der Stein des Anstoßes war.
Wir schreiben das Jahr 2009. Wir befinden uns in einer Konzerthalle in Los Angeles, wo ein feines Publikum in Frack und Abendkleid gespannt zuhört, wie Krystian Zimmermann, Star der klassischen Musikszene, am Klavier sein Bestes zu hören gibt. Zimmermann hat gerade Beethovens letzte Sonate (Opus 111) zu Ende gespielt, und man wartet auf die nächste Nummer im Programm.
Sie kommt nicht. Zimmermann steht auf und ergreift das Mikrofon. Was folgt, ist eine Hasstirade auf Amerika und seine Außenpolitik, insbesondere die von Präsident Obama geplanten Raketenabwehrsysteme in Polen, Zimmermanns Heimat. „Hände weg von meinem Land!“ schreit er. Die Konzertbesucher liefern sich mit dem Pianisten einen verbalen Schlagabtausch, den man eher in einem Fußballstadium als in einer Konzerthalle erwarten würde. Es wird gebuht, applaudiert, Parolen werden gegröhlt. Schimpfwörter und Beleidigungen klingen laut. „Halts Maul und spiel!“ hört man da unter anderem. Einige Zuschauer verlassen das Konzert. Zimmermann ruft ihnen hinterher: „Kaum hört ihr das Wort „Militär“, fangt ihr schon an, zu marschieren.“
Zum Schluß kündigt Krystian Zimmermann an, nie wieder in Amerika ein Konzert zu geben.
Rückblick:
Wir schreiben das Jahr 2006. Krystian Zimmermann kündigt an, erst wieder ein Konzert in Amerika zu geben, wenn Präsident Bush nicht mehr im Amt ist.
Rückblick:
Wir schreiben das Jahr 2001. Es ist ein ruhiger Tag am Flughafen JFK in New York. Ruhig, aber angespannt. Die Ereignisse des 11. Septembers sind allen Einwohnern noch sehr frisch in der Erinnerung.
Ein Flugzeug aus Polen kommt an. Im Frachtraum ist ein Steinway-Klavier, das anscheinend einem polnischen Konzertpianisten gehört. Besondere Eigenschaften: Viel Mechanik, Holz, Nägel und ein eigenartiger Klebergeruch. Die Sicherheitsleute des Flughafens wollen kein Risiko eingehen. Zu sehr ist das Geräusch der Explosion noch in ihren Köpfen zu hören, der Geruch des Staubes der zerstörten Zwillingstürme noch zu riechen. Ob dies wieder eine Bombe ist? Sie entschließen sich, das Klavier in die Luft zu sprengen.
Das Klavier gehörte Krystian Zimmermann, der immer seinen eigenen Steinway-Flügel zu Konzerten in alle Welt mitbringt. Der geschätzte Wert des Instruments sind 100.000 Dollar. Der emotionale Wert kann nicht in Geld gemessen werden. Das Klavier ist für alle Zeiten zerstört – nie wieder wird Zimmermann auf seine besondere Weise die feinsten Töne aus ihm herausholen können.
Rückblick:
Wir schreiben das Jahr 1989. Krystian Zimmermann ist auf Welttournee, auf der er sein berühmtes Steinway-Piano noch überall mitschleppt. Nur dort entfaltet sich der Klang der von Zimmermann gespielten Piano-Sonaten so richtig, meint der Pianist. Bei seinem USA-Stopp spielt er unter anderem für Leonard Bernstein, der ihn als seinen Lieblings-Pianisten bezeichnet.
Rückblick:
Wir schreiben das Jahr 1978. Ein unbekannter, junger Klavierspieler (21 Jahre alt) betritt zum ersten Mal in seinem Leben amerikanischen Boden, um ein Solo für das Los Angeles Symphony Orchestra unter der Leitung von Carlo Maria Giulini zu spielen. Als seine Finger sich von den Tasten entfernen, liegt Magie in der Luft. Was wohl die Zukunft bringen wird?
출처: http://www.zeitjung.de/ZEITGEIST/artikel_detail,3354,Der-seltsame-Fall-des-Krystian-Zimmermann.html
Eine kuriose Geschichte um einen Starpianisten, 9/11 und ein Klavier, das der Stein des Anstoßes war.
Wir schreiben das Jahr 2009. Wir befinden uns in einer Konzerthalle in Los Angeles, wo ein feines Publikum in Frack und Abendkleid gespannt zuhört, wie Krystian Zimmermann, Star der klassischen Musikszene, am Klavier sein Bestes zu hören gibt. Zimmermann hat gerade Beethovens letzte Sonate (Opus 111) zu Ende gespielt, und man wartet auf die nächste Nummer im Programm.
Sie kommt nicht. Zimmermann steht auf und ergreift das Mikrofon. Was folgt, ist eine Hasstirade auf Amerika und seine Außenpolitik, insbesondere die von Präsident Obama geplanten Raketenabwehrsysteme in Polen, Zimmermanns Heimat. „Hände weg von meinem Land!“ schreit er. Die Konzertbesucher liefern sich mit dem Pianisten einen verbalen Schlagabtausch, den man eher in einem Fußballstadium als in einer Konzerthalle erwarten würde. Es wird gebuht, applaudiert, Parolen werden gegröhlt. Schimpfwörter und Beleidigungen klingen laut. „Halts Maul und spiel!“ hört man da unter anderem. Einige Zuschauer verlassen das Konzert. Zimmermann ruft ihnen hinterher: „Kaum hört ihr das Wort „Militär“, fangt ihr schon an, zu marschieren.“
Zum Schluß kündigt Krystian Zimmermann an, nie wieder in Amerika ein Konzert zu geben.
Rückblick:
Wir schreiben das Jahr 2006. Krystian Zimmermann kündigt an, erst wieder ein Konzert in Amerika zu geben, wenn Präsident Bush nicht mehr im Amt ist.
Rückblick:
Wir schreiben das Jahr 2001. Es ist ein ruhiger Tag am Flughafen JFK in New York. Ruhig, aber angespannt. Die Ereignisse des 11. Septembers sind allen Einwohnern noch sehr frisch in der Erinnerung.
Ein Flugzeug aus Polen kommt an. Im Frachtraum ist ein Steinway-Klavier, das anscheinend einem polnischen Konzertpianisten gehört. Besondere Eigenschaften: Viel Mechanik, Holz, Nägel und ein eigenartiger Klebergeruch. Die Sicherheitsleute des Flughafens wollen kein Risiko eingehen. Zu sehr ist das Geräusch der Explosion noch in ihren Köpfen zu hören, der Geruch des Staubes der zerstörten Zwillingstürme noch zu riechen. Ob dies wieder eine Bombe ist? Sie entschließen sich, das Klavier in die Luft zu sprengen.
Das Klavier gehörte Krystian Zimmermann, der immer seinen eigenen Steinway-Flügel zu Konzerten in alle Welt mitbringt. Der geschätzte Wert des Instruments sind 100.000 Dollar. Der emotionale Wert kann nicht in Geld gemessen werden. Das Klavier ist für alle Zeiten zerstört – nie wieder wird Zimmermann auf seine besondere Weise die feinsten Töne aus ihm herausholen können.
Rückblick:
Wir schreiben das Jahr 1989. Krystian Zimmermann ist auf Welttournee, auf der er sein berühmtes Steinway-Piano noch überall mitschleppt. Nur dort entfaltet sich der Klang der von Zimmermann gespielten Piano-Sonaten so richtig, meint der Pianist. Bei seinem USA-Stopp spielt er unter anderem für Leonard Bernstein, der ihn als seinen Lieblings-Pianisten bezeichnet.
Rückblick:
Wir schreiben das Jahr 1978. Ein unbekannter, junger Klavierspieler (21 Jahre alt) betritt zum ersten Mal in seinem Leben amerikanischen Boden, um ein Solo für das Los Angeles Symphony Orchestra unter der Leitung von Carlo Maria Giulini zu spielen. Als seine Finger sich von den Tasten entfernen, liegt Magie in der Luft. Was wohl die Zukunft bringen wird?
출처: http://www.zeitjung.de/ZEITGEIST/artikel_detail,3354,Der-seltsame-Fall-des-Krystian-Zimmermann.html